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Heimat-Glühen

Genüsslich seine Pfeife schmauchend sitzt Opa Friedhelm an der Südfassade seines mit wilden Wein bewachsenen Fachwerkspeichers auf seiner Holzbank und blickt die kleine Gasse entlang. Die spätnachmittägliche Herbstsonne wärmt sein gegerbtes Gesicht. Es erscheint auf der Bildfläche mit einem schnittigen Aluminiumrennrad ein sportlich gekleideter Fahrradfahrer Modell „Team Telecom“. Sein futuristisch anmutender Fahrradhelm könnte der Requisite eines Zukunftsfilmes entliehen sein. Der Sportler hält an, blickt hektisch nach links, blickt nach rechts, fährt weiter. Wenige Minuten später kommt der Fahrradfahrer ein weiteres mal, diesmal jedoch von der anderen Seite. Hält wieder an, blickt vor, blickt zurück und fährt irritiert weiter. Stumm zieht Opa Friedhelm an seiner Pfeife. Eine Gruppe von gut gelaunten Damen mit bunten Stulpen, Schweißbändern und Walkingstöcken ausgerüstet, kommt aus der Richtung, wo zuvor noch der Fahrradfahrer herkam. Klick, Klack, Klick, Klack, mit weit ausladenden Schritten wirbeln die Stöcke über das Pflaster. Auf der Höhe von Opa Friedhelm angekommen winken sie freundlich lächelnd herüber. „Tach.“ brummelt dieser nur, steht langsam auf und geht gemächlich in die große Diele. „War was?“ fragt seine Frau, die gerade den Abendbrottisch deckt. „De spinn, de Lüe und der Winter, der kümmt dies Jahr fröher!„  murmelt Opa Friedhelm und zieht langsam die Gardinen zu.